Globale Konferenz in New York City
Was haben New York City und Zittau gemeinsam?
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen habe ich mit unserem Projektleiter Bernd Stracke gesprochen, der gemeinsam mit Zittaus Oberbürgermeister Thomas Zenker vom 19. bis 23. September 2023 einer Einladung des Strong Cities Network nach New York City gefolgt ist. Durch jahrelange vertrauensvolle Zusammenarbeit war es Zittaus OB wichtig, unseren Projektleiter Bernd Stracke als Coach und vielfältig erfahrenen Praktiker, als Begleitung mitzunehmen (Beitrag in der SZ).
Das Strong Cities Network ist laut Selbstbezeichnung „ein globales Netzwerk an Städten, das sich dem Adressieren allen Formen von Hass, Extremismus und Polarisierung widmet“. Das Netzwerk unterstützt die Mitglieder-Städte durch „eine Vielzahl von Maßnahmen dabei, nicht nur ein komplexes und sich entwickelndes Bedrohungsumfeld zu bewältigen, sondern auch ihr Potenzial als Vorreiter in der Prävention zu nutzen“, um so starke und resiliente Städte für jegliche Herausforderungen des globalen Wandels zu schaffen (So die ins Deutsche übertragenen Selbstaussagen der Webseite). Der 4. Globale Kongress in New York City, stellte ein Angebot der weltweiten Vernetzung und des fachlichen Austausches auf Handlungsebene dar. Die Handlungsebene sind in diesem Falle die geladenen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister.
Der Kongress folgte einer klaren Struktur, die Austauschformate basierten auf Panels und Podiumsdiskussionen und den berühmt-berüchtigten intensiven „Pausen“-Gesprächen. Die zentrale Frage des Panels, in dem Thomas Zenker als Redner auftrat, diskutierte die Möglichkeiten von Bürgermeister:innen und NGOs, sich mit marginalisierten Gruppen sowie lokalen Communities zusammenzuschließen, um deren Meinungen und Ansichten in politische Entscheidungsprozesse einzubinden. Die Region Zittaus sowie die Oberlausitz sind durch den Strukturwandel und den langwierigen Prozess des Ankommens im demokratischen Gefüge geprägt. Die Herausforderung, verschiedenste Interessenlagen in einen gemeinsamen Entscheidungsprozess einzubinden, ist demnach nicht minder stark ausgeprägt wie in anderen Städten der Welt.
Bernd Stracke berichtete unter anderem von einem intensiven Gespräch zwischen Thomas Zenker und dem Dubliner Bürgermeister. Laut ihm habe Dublin in den letzten Jahren ein Erstarken des Populismus erlebt. Radikale Einstellungen haben ihren Einzug in das Meinungsbild der Gesellschaft gefunden und sind längst mehr als banale Floskeln. Auch die Dimensionen gewaltvoller Auseinandersetzungen seien besorgniserregend.
Die Erkenntnis für unseren Projektleiter aus den vielen Gesprächen und Eindrücken: „Es sind nicht immer nur die Sachsen“, wie es einschlägige Medienberichte oftmals vermuten lassen. Die Problemlagen, wie die zunehmende Bedrohung durch extremistische Gruppierungen oder auch die wachsenden Herausforderungen im Umgang mit Flucht und Migration stehen weltweit auf der Tagesordnung. Auch wenn die Dimensionen sich unterscheiden mögen, ob Zittau, New York, Dublin oder Sarajevo – überall sind die Verantwortungsträger:innen Menschen, die versuchen, damit umzugehen. Die Wege finden, geeignete Präventionsmaßnahmen zu etablieren oder ihre ganz eigenen Strategien entwickeln, um die vorhandenen ganz unterschiedlichen Positionen miteinander zu vereinbaren und auf Ebene eines demokratischen Miteinanders Entscheidungen treffen. Dieser wertvolle Erfahrungsaustausch von geglückten Vorgehensweisen, aber auch von gescheiterten Maßnahmen, ist es, der den Menschen vor Ort das Gefühl gab, gemeinsam für geteilte Werte einzustehen und sich gegenseitig zu unterstützen. Wege des demokratischen Miteinanders lassen sich nur gemeinsam gehen und sind Prozesse, die durchaus auch mal so lange dauern können, wie die Strecke von Zittau nach New York weit ist.
MA