Die Reise geht weiter
Zur Abschlusspublikation des Projektes „Zwischen Wut und stillem Protest“
Was passiert, wenn wir mit unseren Mit-Menschen sprechen, statt über sie zu reden?
Was passiert, wenn man eine Herausforderung nicht durch eine „Problem-Wegmach“ Brille anschaut, sondern ihr mit klugen Fragen begegnet?
Was passiert, wenn man eine Region nicht über einzelne Gruppierungen definiert, sondern sich die Zeit nimmt, sich vor Ort umzuschauen und mit den Menschen ins Gespräch zu kommen?
Zurück zum Anfang, ins Jahr 2020. Die Welt ist plötzlich eine andere und überall tritt sich etwas in Bewegung. Sie überrascht uns und klingelt wie unangekündigter Besuch an unserer Tür. Fortan begleitete uns tagein, tagaus eine seltsame Dynamik aus Richtlinien und neuen Erkenntnissen, die wiederum neue Richtlinien erforderten. Es entstand ein erdrückendes Gefühl in den eigenen vier Wänden, oftmals fehlte die Luft und Zeit zum Durchatmen. Unsicherheit und die Frage „Wie lange soll das denn noch so weitergehen?“ machten sich schnell breit.
Entlang der Fernverkehrsstraße B96 in der Oberlausitz kommt es zu Protestaktionen. Sie bilden ein Auffangbecken für angestauten Frust und sind ein Ausdruck genau dieser Unsicherheit. Es werden Reichsflaggen geschwenkt und Parolen verlautbart. Und irgendwann gibt es sie jeden Montag. Schnell entsteht das Bild der „Montagsspaziergänge“ und rechtsextreme Gruppierungen, wie die Freien Sachsen, nutzen diese neu geschaffene Plattform gezielt aus. Abgrenzungen finden meist nicht statt, Dialogversuche scheitern und Gegenproteste erzielen nicht die gewünschte Wirkung. Auch innerhalb von Familien und Freundeskreisen kochen Wertekonflikte auf. Die zugespitzten Differenzen erwischten uns als Privatpersonen und in unserer Arbeit.
„Wie damit umgehen?“ fragten sich die Verantwortungsträger:innen in den Kommunen. Sie schlossen sich zusammen und fanden Unterstützung. Der Gedanke eines Modellprojektes, bei dem wir uns obige Fragen stellten, war geboren.
Dieses Modellprojekt fühlte sich von Anfang an wie eine Reise an. Eine Reise in unbekannte Ecken der vertrauten Heimat. Manchmal glaubte man von einer Sackgasse in die nächste zu laufen. Doch die Bereitschaft, es immer wieder zu versuchen, klang nicht ab. Einige Trampelpfade am Wegesrand entpuppten sich als die Wege, die zu den eigentlichen Schätzen führten.
Wir sind stolz darauf, nun dazu einladen zu können, uns ein Stück des Weges zu begleiten.
Die ersten Reiseführer sind bereits bei ihren neuen Besitzern eingetroffen. Wir möchten der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Landespräventionsrat Sachsen für ihr Vertrauen in unser Projekt danken. Ebenso möchten wir all den Menschen danken, die uns ihr Vertrauen entgegengebracht haben. Einige von ihnen sind in unserem Reiseführer zu hören.
Den Reiseführer können Sie als Online-Variante hier: B3_reisefuehrer_web finden. Wir haben auch noch einige Druckexemplare. Davon können wir Ihnen auf Anfrage gerne eines zukommen lassen. Melden Sie sich dafür unter: info@institut-b3.de.
MA